"Darum habe ich mich auch dazu entschieden, mich ganz seriös vom WSET (Wine and Spirit Education Trust) zertifizieren zu lassen." - Das ist der Satz in der About Page dieser Seite, über den man leicht die Stirnrunzeln kann.
Warum sollte man so etwas tun wollen?
Was bitte ist WSET?
Was tut man da und was bringt mir das?
(SinnBild )
Fangen wir mal mit 1) an. Monja und ich sind in der Zeit vor Corona viel Essen gewesen. Irgendwie hatte sich da über die Zeit auch ein Faible für Fine Dining entwickelt. Frankreich & Dänemark waren unsere Favorites aber auch die Restaurants in der Umgebung hatten wir eigentlich alle durch. Dabei waren wir grundsätzlich ziemlich überfordert mit den Weinkarten der Restaurants und haben so ziemlich immer die Weinbegleitung dazu bestellt. Die ist meiner Meinung nach aber oft nicht sehr liebevoll gemacht und da hatten wir ein paar nur halbgeile Erfahrungen. Dann kam 2020 und damit auch Corona und wir haben verstärkt daheim gekocht und gegessen. In der Zeit habe ich begonnen viel zu lesen, meine alten Studienunterlagen zur Weinherstellung raus zu kramen und mich tiefer mit der Thematik zu beschäftigen. Ich habe aber schnell bemerkt, dass mir ohne konkrete Beispiele zum Verkosten oft der Bezug fehlt. Was ist schon "biologischer Säureabbau" oder "Hefesatz aufrühren"? Darum habe ich im Januar 2020 begonnen zu recherchieren, was es so alles an Möglichkeiten der Ausbildung gibt.
Für mich war dann eigentlich schnell klar: der WSET Pfad soll es sein. WSET steht für Wine and Spirit Education Trust und ist eine von 2 großen Ausbildungsanbietern. Alternativ gäbe es auch den Court of Master Sommeliers (CMS). Hier liegt der Fokus aber stärker auf dem Service und einer berüchtigten Blindverkostung, als auf dem akademischen Hintergrund. Die Ausbildung ist in 4 Level unterteilt.
Level 1 Award in Wines
Level 2 Award in Wines
Level 3 Award in Wines
Level 4 Diploma in Wines
Hat man das Diplom erworben, darf man den Titel DipWSET führen. Hierzu wird in Lebensmittelchmie, Botanik, Sensorik, Geografie, Technologie und Bodenkunde eine solide Basis geschaffen. In Österreich darf man sich aufgrund der eher theoretischen Ausrichtung nach dem WSET Diplom auch Weinakademiker nennen. Mit dem Diplom ist man dann auch automatisch für die Ausbildung zum so genannten Master of Wine qualifziert und spätestens dann ein kompletter Wein-Nerd. Es handelt sich hierbei um eine Ausbildung außerhalb des akademischen Hochschulbereichs, die nochmal eine Stufe drüber ansetzt. Sie endet nach zwei Jahren mit einer Prüfung, einer schriftlichen Ausarbeitung und einer umfangreichen Blindverkostung von 36 Weinen, die so weit wie möglich erkannt werden sollen (Herkunft, Alter, Rebsorte, Stil, Preis, Qualität). Die Prüfung gilt als sehr anspruchsvoll, nur etwa 30 % der Kandid ten haben alle Prüfungen bestanden und wurden MW.
Bisher bin ich allerdings erst beim WSET Level 3 Kurs angelangt, darf selbst diesen Titel aber noch nicht führen, da ich hier noch auf die offiziellen Ergebnisse warte.
Was war der Inhalt dieses Kurses? Da zitiere ich einfach aus den offiziellen Qualifikationsunterlagen des WSET:
Einheit 1:
Die zentralen Faktoren der Weinproduktion: Anbaugebiet, Weinanbau, Weinherstellung, Reifung und Abfüllung
Wie diese zentralen Faktoren die zentralen Eigenschaften der folgenden Arten beeinflussen
Stillweine der Welt
Schaumweine der Welt
Likörweine der Welt
Wie Sie Ihr Wissen anwenden, um den Stil und die Qualität von Weinen zu erklären
Einheit 2:
Wie man mit Hilfe des WSET Level 3 Systematisches Verkosten von Wein® Weine verkostet, ihre Eigenschaften beschreibt und ihre Qualität bewertet
Den Kurs habe ich (wie schon WSET Level 2) bei Grape Skills in Heidelberg absolviert. Cynthia und ihr Team haben dabei einen ganz hervorragenden Job gemacht und die Fellows aus beiden Gruppen waren auch richtig super.
Alles in allem bietet der WSET Pfad eine gute Vorlage für die Analyse und Sensorik, ohne die Machart und Technik im Weinberg gleichzeitig zu vernachlässigen. Wer klassische Sommelierausbildung erwartet, würde aber enttäuscht werden. Die Kurse sind didaktisch auch ziemlich gut aufbereitet, im Level 3 allerdings inhaltlich recht dicht gepackt mit Informationen. Den Aufwand hatte ich ehrlich gesagt ein wenig unterschätzt.
Für mich war es schlussendlich dennoch die richtige Entscheidung. Sobald die Ergebnisse da sind geht es damit auch für mich weiter. Next Step --> WSET Level 4 Diploma.
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