top of page
Suche
AutorenbildDennis @Feeling Grape

Fürstlich gut

Aktualisiert: 20. Apr. 2022

Was ist die „beste“ Weinregion Deutschlands?

Ich bin im Badischen aufgewachsen. Genauer: Nach Weinregionen unterteilt, in der nördlichen Ortenau. Wenn man vielen Badnern oder Pfälzern diese Frage stellt, wird – ohne das bewerten zu wollen – sicherlich der Gedanke ganz selbstbewusst auf die eigene Region fallen. Gleiches gilt für Moselaner, Rheinhessen oder den Rheingau. Weintrinker werden das eventuell etwas differenzierter sehen. Da hängt es dann schon auch vom präferierten Weinstil ab.

Aber Franken? Vermutlich fällt diese Antwort selbst unter Weintrinkern nicht so häufig. Das liegt sicher daran, dass Silvaner die Hauptrebsorte in Franken und ein bisschen (zu unrecht) als Spargelwein im Wirtshaus verschrien ist. Vielleicht liegt es – wie im Badischen manchmal auch – an der hohen Anzahl von Winzergenossenschaften, die in der Regel nicht Synonym mit Qualität gedacht wird. Dabei hat Franken natürlich eine lange Historie zu bieten und teilt sich den Namen ja nicht aus Spaß mit den Franzosen. Hier ist Bewegung drin und die Reputation steigt und steigt.

Ein Grund für den stetig besser werdenden Ruf ist sicherlich das Weingut Rudolf Fürst in Bürgstadt im westlichsten Teil Frankens. Ich kannte das Weingut bisher nur vom Hören und den einschlägigen Weinshops und wusste, dass es bekannt für guten Spätburgunder ist. Eine kurze Onlinerecherche auf der Homepage des Weinguts hilft mir hier weiter. 1979 als Pionier im deutschen Weinbau mit trockenen, burgundischen Spätburgundern angefangen, wurde das Weingut 2018 mit 21 ha und 60% Spätburgunderanteil von der nächsten Generation in Form von Sebastian Fürst übernommen. Burgunderklone, Korbpresse und niedrige Erträge sprechen hier eben klar die Sprache der Bourgogne.

So oder so: Es ist Bewegung in der Region. Junge Winzer lösen ihre Eltern ab, machen Praktika in Top-Weingütern und bringen die Region önologisch nach vorne. Denn klimatisch gibt Franken schon immer spannendes her. Bürgstadt war in der Vergangenheit sogar Tabakanbaugebiet!

Umso cooler, dass mein erster Wein von Fürst ein 2016er Klingenberger Pinot ist. Hier sind stilistisch beide Generationen im Glas vertreten. Und wie schmeckt so ein Mehrgenerationenwein? Spoiler: Fantastisch.

Blasses granatrot im Glas, Rote Früchte, schwarzer Tee, Tabak, Pfeffer, Vanille und Rauch in der Nase. Hohe Säure, reife Frucht am Gaumen. Alle diese Aromen sind superpräzise, der Wein gleichzeitig irre ausbalanciert. Er hat eine fantastische Länge, ist superkomplex und doch absolut süffig.

„Glou-Glou“ sagt der Franzose, wenn ein Wein förmlich von selbst den Gaumen hinunterläuft. Ein richtig guter Wein. 93/100

Ich sollte mehr fränkische Burgunder probieren.

7 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


Beitrag: Blog2_Post
bottom of page