Burgund. Burgunder. Sind das Weine oder Rebsorten und was ist das überhaupt? Ist das eigentlich das gleiche? Schmeckt mir das?
Als ich angefangen habe, mich näher mit Wein zu beschäftigen, bin ich zunächst bei den Fruchtbomben hängen geblieben. Schwere Rotweine mit viel Alkohol und Aromen von dunklen Früchten, fruchtige Weißweine mit Maracuja-Note. In guten Restaurants und Weinhandlungen stößt man damit häufig auf gerümpfte Nasen. „Trink Burgunder! Trink Riesling!“ sind so die Standardantworten. Riesling fiel mir nicht schwer, die lokale Nähe und der gute Zugang zu Spitzenweinen haben es mir leicht gemacht.
Aber Burgunder zu mögen – das hat ein wenig gedauert. Auch deshalb, weil es durch die hohen Preise ein wenig mystifziert. Dabei ist der Burgund eigentlich erst einmal nur eine Gegend in Frankreich, südlich von Dijon und steht synonym für die m.E. hochwertigste Weinbauregion der Welt. Im Burgund gibt es nur 3 Rebsorten von Relevanz, die entsprechend ihrer Herkunft auch Burgunderrebsorten genannt werden:
Rot – Pinot Noir oder zu deutsch: Spätburgunder. Das sind helle, tanninarme Rotweine mit Säure und Alkoholleveln um 13 % die wahnsinnig komplexe Weine mit Reifepotential ergeben können.
Weiß – Chardonnay, eine Traube die eng mit dem Weißburgunder verwandt ist und im Burgund von ihrer besten Seite gezeigt werden kann, sowie Aligoté, eine Traube die eher für knackige, einfache Weine steht.
Das Herantasten an komplexe, weiße Weine fiel mir nicht schwer. Aber als Liebhaber dunkler, schwarzfruchtiger Rotweine habe ich viele Flaschen gebraucht, um den Zugang zu Pinot Noir zu finden.
Hätte ich nur mal mit Pinots im Stile des 2016 Mercurey der Domaine Faiveley angefangen, dann wäre es schneller gegangen. Helles Rubinrot im Glas, rote Früchte (vor allem Kirsche) in der Nase. Mercurey ist ein Premier Cru (also eine Lage mit hoher Qualität) an der so genannten Côte Chalonnaise. Für Neulinge: das ist ein Teil des Burgunds, der bekannt ist für seine hohe Qualität und dennoch manchmal hinter den großen Namen zurückfällt. B+ quasi. Die Domaine Faiveley ist ein Negociant-Weinhaus. Hier werden Trauben zugekauft und in der Regel selbst vinifiziert.
Am Gaumen hat der Wein Zug, Säure, Frucht und Finesse. Die sogenannten Tannine (Bitterstoffe) sind sehr fein eingebettet. Ein wenig Holz ist auch noch da. Das passt, weil der Wein seine Zeit im Fass nur in Zweitbelegung verbringt. Die harten Toastaromen hat ein anderer Wein in Erstbelegung abbekommen.
Das ist ein Rotwein für Weißweintrinker. Elegant und filigran. Das Gegenteil der schweren Rotweine und doch – als Rieslingfan – ganz einfach zugänglich.
Anders als Rieslinge haben die Winzer aus dem Burgund allerdings ihre Preisstruktur im Griff. Selbst bei Weinen wie diesem – aus „B+-Lagen“ und Zukauftrauben – liegt man hier oberhalb 24 Euro. Das ist es aber m.E. wert.
90/100
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